
Aktuell eröffnet das Künstlerhaus Marktoberdorf mit der 42. Ostallgäuer Kunstausstellung, veranstaltet von der Stadt Marktoberdorf, einen der bedeutendsten Kunstwettbewerbe in Schwaben und setzt den Fokus ganz auf die Förderung zeitgenössischer regionaler Kunst. Die Ausstellung dient dem lebendigen Austausch der Kunstschaffenden untereinander und mit der Öffentlichkeit - also dem Dialog über Kunst insgesamt, über ihre Ideen, ihren Gehalt oder ihre Vision für und in der Gesellschaft. Die Ostallgäuer Kunstausstellung genießt weit über die Grenzen von Marktoberdorf hinaus hohes Ansehen und einen besonderen Stellenwert. Einen besonderen Anreiz für die Künstler bieten auch die drei Preise, die jedes Jahr von der hochkarätig besetzten Jury vergeben werden: der „Johann-Georg-Fischer-Kunstpreis 2020“ der Stadt Marktoberdorf (3.000 Euro), der „Sonderpreis der Franz Schmid Stiftung 2020“ (2.500 Euro) sowie der „Familie Paul Breitkopf-Preis 2020“ (2.000 Euro). Zur Ausstellung erscheint ein Katalog.
Den diesjährigen Johann-Georg-Fischer-Kunstpreis 2020 der Stadt Marktoberdorf erhält Herr Harry Meyer aus Stadtbergen für seine Arbeit „Kopf II“.
Aus einem Konglomerat wulstartiger Farbaufträge schält sich ein Kopf, der sich unter dem Blick des Betrachters weiter zu entwickeln scheint. Allein die Materialität der Farbe und seine bildnerische Dynamik suggerieren diese amorphe Erscheinung, ohne dass der Kopf konkret dargestellt ist. Harry Meyer thematisiert die vermeintlich führende Stellung der Malerei in ihrer vielfältigen Ausdrucksweise und negiert sie gleichermaßen, weil die Eigenständigkeit der Farbe als Bildmaterial bestehen bleibt und das Bild letztendlich zum Relief wird. Diese besondere Form der Bearbeitung lässt die Komposition zwischen Figuration und Ungegenständlichkeit schweben. Das hat die Jury als besonderes Qualitätsmerkmal überzeugt, den Johann-Georg-Fischer-Kunstpreis 2020 an Harry Meyer zu vergeben.
Der diesjährige Sonderpreis der Franz Schmid Stiftung 2020 geht an Frau Anna Dorothea Klug-Faßlrinner aus Haldenwang für ihre Installation „Meine Insektenköniginnen“.
Was sind das für seltsame fremde Wesen, denen wir hier gegenüberstehen? Ihnen fehlen Teile des Gesichtes, die Augen sind hohle Schlitze, die Nasen kaum vorhanden, ebenso keine Münder, Ohren sind entweder gar nicht vorhanden oder überproportional groß und abstehend. Auch wenn den Figuren das Ausdrückliche fehlt, sind sie ausdrucksstark. Sie sind individuell, ohne Individualität zuzulassen - ein seltsamer Widerspruch. Den puppenhaften Wesen, die mit ihren gefäßartigen Körpern an Kokons erinnern, wohnt etwas Verstörendes inne. Eine rätselhafte Gesellschaft. Genau das möchte Anna Dorothea Klug-Faßlrinner erreichen: „Ich arbeite und denke an einer Welt. Sichtbar sind die Fragmente.“ Die in der Aufbautechnik gearbeiteten „Insektenköniginnen“ greifen die in Deutschland oft unterschätzte künstlerische Qualität von Keramikskulpturen auf, ohne die landläufige Verwendung als Gefäße zu negieren. Diese Ambiguität in jeglicher Form macht ihre faszinierende Wirkung aus.
Den Familie Paul Breitkopf-Preis 2020 der Stadt Marktoberdorfgeht an Frau Barbara Mechler aus Amerdingen für seine Arbeit „A.B.1“.
Barbara Mechler gelingt es, das in langer, kunsthistorischer Tradition stehende Thema der Badenden neu und frisch zu interpretieren. Es ist eine zeitgemäße Variation, obwohl sie mit der Hinterglasmalerei eine alte, im Voralpenland beheimatete Technik der Volkskunst verwendet. Durch Aussparungen auf dem Plexiglas und abstrakte farbstarke Hintergrundflächen hat die Künstlerin sie gekonnt erweitert, so dass die bemalten Flächen miteinander verzahnt werden und beständig changieren. Auf diese Weise gewinnt das voyeuristische Thema des Verbergens und Zeigens, welches als Grundlage hinter der bildnerischen Tradition der Badenden steht, eine zusätzliche Dimension und korrespondiert gekonnt mit dem Bildinhalt.
Öffnungszeiten
Di bis Fr 15–18 Uhr |
Sa, So, feiertags 14–18 Uhr |
Am 24.12. | 25.12. | 31.12.2020 bleibt das Museum geschlossen